
Die Geschichte der euopäischen Medizin – und welche Rolle die Heilkunde gespielt hat
Vielleicht kennen einige bereits manche Praktiken der Traditionelle europäische Medizin, kurz TEM, ohne diese ihr bewusst zuzuordnen. Denn sie ist immer noch irgendwie der „Underdog“ unter der natürlichen Heilmethoden und das obwohl sie eigentlich in unseren Breiten heimisch ist und eine Jahrhunderte alte Geschichte mit sich trägt.
Nachdem es nicht wirklich konkrete Aufzeichnungen über die Entstehungsgeschichte gibt, schätz man den Beginn der TEM etwa 460–370 v. Chr. mit Hippokrates in Griechenland. Mit der zunehmenden Verschriftlichung frühen medizinischen Wissens in griechischer und später lateinischer Schrift, verbreitete sich die universitäre Medizin rasch an europäischen Lehrstühlen in Italien, Frankreich, Österreich und wurde zum sogenannten „Mainstream“. Davor gab es jedoch bereits die ältere europäischen Kloster- und Volksmedizin. So hat es auch stets parallel zur Hochzeit der akademischen Medizin in Europa immer eine nichtakademische, lokale Volksmedizin gegeben, deren Zeugnisse vor allem in Form von Traditionen und Praktiken weitergegeben wurden.
„Diese wissenschaftliche Medizin durch Fachleute, die in internationalen Wissensnetzwerken zirkulierte, stand freilich stets im Austausch mit oder in Relation zu einer von Laien getragenen Heilkunst vor Ort, die mündlich, durch nicht-schriftgetragene Unterweisung weitergegeben wurde.“
Steinmetz; Prentner; Lehmann
Maßgeblich als Parallelströmung zur damaligen universitären Medizin war die Klostermedizin in Mitteleuropa ab dem 11. Jahrhundert, mit seiner bekanntesten Vorreiterin Hildegard von Bingen, die es schaffte Volksmedizin und akademische Medizin zu verbinden. Sie stellte zudem eine der führenden weiblichen Rollen in der europäischen Medizin dar, welche damals vor allen Dingen von Männern praktiziert und gelehrt wurde. Dazu gehörte z.B. Paracelsus (ca. 1493–1541), der eine wichtige Neuformation der Heilkunde vorgenommen hat, indem er verdrängtes medizinisches Wissen und Innovationen zurück in den Diskurs einbrachte (Benzenhöfer 2005).

Traditionelle Heilkunde als Medizin des Volkes
Die vormoderne Medizin Europas war keine nach heutigem Begriff. Neben medizinischen Praktiken zählten auch Heilkunde, Pflege, Gesundheitsvorsorge und Spiritualität dazu. Deswegen war TEM nicht nur Ärzten vorbehalten, sondern auch anderem qualifizierten Gesundheitspersonal. Bis heute hat sich dieses Erbe durchgesetzt, sodass TEM für viele Leute zugänglich ist und außerdem den holistischen Aspekt der menschlichen Gesundheit mit einbezieht. All dies, ohne dass sie ihre „medizinfähigkeit“ einbüßen muss. Tatsächlich war die akademische Medizin zu seiner Zeit nur den wohlhabenden Patienten vorbehalten, während die breite Masse vorwiegend mit traditionellen Heilmitteln behandelt wurde. Durch den damals geringen Austausch in andere Kulturen, hat sich das Heilwissen tatsächlich als spezifisch und ursprünglich europäisch entwickelt.
Bis heute hat sich das traditionelle Heilwissen Europas weiter entwickelt und galt jahrelang als Basis für die heutige Schulmedizin. Irgendwann hat sich letztere komplett als eigenständig zur Wissenschaft verstanden, woraufhin sich als Gegenentwurf viele neue Strömungen der Alternativheilkunst entwickelt haben.
Über die Jahre hat sich das traditionelle Wissen der europäischen Medizin durchgesetzt und als wirksam bewiesen. Noch heute dürfen wir auf Jahrhunderte alte Praktiken unserer Vorfahren vertrauen, die sich nicht ohne Grunde über die Jahre hinweg verbreitet haben. Die Medizin ist Teil der europäischen Geschichte und eng mit unseren kulturellen und religiösen Praktiken verbunden.
TEM ist ein holistsiches Heilsystem, welches Körper, Psyche und Geist als Einheit sieht und somit nicht voneinander getrennt heilen kann. Dabei soll immer der Mensch im Mittelpunkt stehen.
Quelle: “Was ist “Traditionelle Europäische Medizin?” – eine Begriffsschärfung”, Steinmetz; Prentner; Lehmann.

2 Comments
Herbert Dudenheim
Das ist eine sehr spannende Homepage!
Saskia K
Hallo Herbert,
freut mich sehr, dass sie dir gefällt! 🙂